Heute nach fünf Jahren..

„Ruprecht war waehrend meiner gesamten Kindheit mein wichtigster Spielgefaehrte und ueberhaupt mein bester Freund. Da wir fast gleich alt sind, hatten wir jahrelang dieselben Freunde und Spielkameraden und oft haben wir auch zu zweit miteinander gespielt. Zum Beispiel in den Ferien, wenn wir mit unseren Eltern in zwei kleinen Bergzeltchen abseits von allen anderen Kindern in den Bergen wild gezeltet haben. Waehrend meine Eltern malten, schnitzten wir zusammen kleine Pueppchen, bauten Schiffe oder liessen unsere Spielzeugautos auf selbstgemachten kleinen Strassen fahren. Wir haben auch immer viel zusammen gemalt.
So hatten wir jeder eine Tafel auf der wir mit bunten Kreiden grosse Bilder malten. Mein Bruder traeumte oft schon beim Mittagschlaf von den Bildern, die er nachmittags malen wollte.

Auch spaeter, als Ruprecht nach Berlin ging, fuehrten wir oft lange und fuer mich wichtige Telefongespraeche. Ich konnte immer wieder viel von ihm lernen, war doch seine Art die Dinge zu sehen oft anders als Meine. Viele Ideen haette ich ohne ihn nie gehabt. Ruprecht war immer sehr sensibel und man kann sagen, dass er sehr unter den Spannungen litt , die die von ihm geliebten Menschen miteinander hatten. Wenn ich mich mit meinen Eltern stritt, muss das fuer Ruprecht ganz schrecklich gewesen sein. Er verliess schon sehr frueh unsere Elternhaus, weil ihm das Leben dort einfach zu stressig war.

Ruprecht gehoert zu den kreativen Exemplaren der Menscheit. Er hat nicht nur originelle Skulpturen produziert, sondern auch Komiks gemalt und Texte geschrieben. Doch wegen seiner schlechten Gesundheit konnte er viele seiner Plaene nicht oder nur unvollstaendig verwirklichen.

Vor einigen Jahren hat Ruprecht das Institut fuer theoretische Transzendenz gegruendet. Ich durfte seine geheime Mitarbeiterin werden . Die Transzendenz war ihm sehr wichtig. So nennt er sich in seinen Komiks Tapira transitiv, was (fuer mich) etwa bedeutet: schneller Uebermittler.

Er schrieb ueber sich: “Rupi ist Tapira transitiv. Aus sich selbst heraus empfaengt Tapira keine Impulse. Fremdsteuerung ist ihr ein Vergnuegen. “

Ich finde, das Beste, was meine Eltern gemacht haben, war, dass sie diesen Bruder zeugten. Dafuer, dass es Ruprecht gab, bin ich unendlich dankbar. Ohne ihn waere meine Kindheit voellig anders gewesen. Obwohl wir so fern voneinander gelebt haben, war Ruprecht immer unendlich wichtig fuer mich. Und ich werde ihn ganz schrecklich vermissen. “

Dies ist ein Auszug aus meiner Trauerrede, die ich an Ruprechts Trauerfeier hielt. In der Nacht vom 26. auf den 27. September 2010 ist er gestorben. Genau vor fünf Jahren. Meine Mutter und ich haben uns heute getroffen, Fotos angeschaut und zusammen an ihn gedacht. Wir vermissen ihn natürlich immer noch sehr…

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